Wieviele bewohnte Planeten gibt es?
Diese Zahlen kann man mit
ein wenig Rechenarbeit wissenschaftlich abschätzen. Die Astronomie bedient
sich dabei der aus den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts stammenden Green-Bank-Gleichung.
Sie wird im Rahmen dieses Artikels an neue Erkenntnisse angepaßt. Ursprünglich
berechnete man die Zahl n der möglichen Zivilisationen in unserem Sternensystem
(Galaxis), die zur Aufnahme einer Funkverbindung oder zur Raumfahrt imstande
sind, wie folgt:
n = N x P x E x
B x I x T
Hierbei bedeuten:
- N: Zahl der Sterne
in unserer Galaxis; Sie ist ganz gut bekannt: mindestens 200 Milliarden
- P: der Anteil jener
Sterne von N, die Planeten besitzen; hier beginnt das Raten, denn wir
kennen gerade wenig mehr als 100 extrasolarer Planeten. Da aber etwa die Hälfte
aller Sterne in Doppel und Mehrfachsystemen ("Doppelsterne") vorkommt, scheiden
diese vermutlich für stabile Planetenbahnen aus - verbleibt die andere
Hälfte. Falls sich bei ihnen nahezu überall Planetensysteme gebildet
haben sollten, können wir problemlos P=0,4 setzen.
- E: ist der Anteil der
Planeten, auf denen die Bedingungen für die Entstehung von Leben geeignet
sind; Hier haben wir als Modell nur unser Sonnensystem zur Verfügung,
in dem auf 2 bis maximal 5 Himmelskörpern lebensfreundliche Bedingungen
herrschen bzw. geherrscht haben (Venus?, Erde, Mars, der Jupitermond Europa?,
der Saturnmond Titan?). Allen bisher entdeckten extrasolaren Planeten ist
gemeinsam, dass sie bis auf wenige Ausnahmen Riesenplaneten von jupiterartiger
Natur sind, die Ihre Sonnen zumeist auch noch in zu geringen Abständen
umkreisen. Auch wenn die hohe Zahl extrasolarer jupiterartiger Riesenplaneten
zur Zeit noch eine Folge unserer erdgebundenen Beobachtungstechnik ist (selbst
die größten und teuersten Teleskope können nur die Giganten
nachweisen), ist ein ganz entscheidendes Kriterium der geeignete Sonnenabstand
- und dort sind erdartige Planeten aus Stabilitätsgründen vermutlich
rar; keine rosigen Aussichten - deshalb setzen wir in vorsichtiger Weise
E=0,1
- B: ist die Wahrscheinlichkeit,
das unter geeigneten Bedingungen auch wirklich Leben entsteht; Da das
bei Erde und auf Grund von mehreren Analysen aus den letzten Jahren anscheinend
auch bei Mars der Fall war, sind wir optimistisch und gehen davon aus, das
Leben in der Regel entsteht, wenn geeignete Bedingungen da sind. Also setzen
wir B=0,7
- I: kennzeichnet die
Wahrscheinlichkeit, daß sich das Leben zur intelligenten Form entwickelt
und eine technische Zivilisation hervorbringt; Auf der Erde hat es das,
auf dem Mars offensichtlich nicht - also 50% Wahrscheinlichkeit? Wir sind
vorsichtiger und setzen nur I=0,2
- T: die technische Lebensdauer
einer Zivilisation (in Bezug zum Alter der Galaxis von etwa 8...10 Milliarden
Jahren; wir benötigen ja nur die Zahl der Zivilisationen, die neben
uns gleichzeitig existieren; alle ausgestorbenen und zukünftigen sind
hier uninteressant); An diesem Punkt scheiden sich die Geister. Die Menschheit
hat gerade einmal 150 Jahre industriell-technische Existenzdauer hinter sich
und dafür mindestens 100000 Jahre Entwicklung gebraucht. Und wie lange
wird es unsere Zivilisation noch geben? Zwar besteht nun kaum noch die Gefahr
der Selbstvernichtung durch einen globalen atomaren Vernichtungsschlag, aber
dafür tauchen am Horizont andere ernsthafte Probleme ökologischer
und sozialer Art auf: wirtschaftliche Verhältnisse, die sich bislang
auf eine extensive Ausschlachtung der Ressourcen unseres Planeten gründen
- Klimagipfel mit lächerlichen Ergebnissen - Weltwirtschaftsgipfel nur
für die reichen Länder des Nordens - ein verfeindeter gewaltbereiter
egoistischer Planet mit mindestens 70 militärischen Krisenherden ...
Werden wir die Jahrtausende überdauern? Können wir T = 100000
Jahre setzen?
Wenn man mit den abgeschätzten
Werten kalkuliert, ergab sich eine Zahl von
mindestens 14000 mit intelligenten Wesen bevölkerten Planeten nur in unserer Galaxis. Andere pessimistische Schätzungen
gehen von nur ein bis zwei Zivilisationen, optimistischere Rechenbeispiele
von mehreren Millionen bis zu einer Milliarde technischer Zivilisationen
in unserer Galaxis aus.
Erst in den letzen Jahren
jedoch gewann die Astronomie dank verbesserter Beobachtungstechniken eine
Reihe von neuen Erkenntnissen, die auch für die Zahl der möglichen
Zivilisationen von Bedeutung sind und die deshalb auch in die schon betagte
Green-Bank-Gleichung einfliessen müssen. Die Rede ist von den hypothetischen
Monden der neuentdeckten extrasolaren Planeten, von den täglich auftretenden
Gammastrahlungsausbrüchen und den offensichtlich gar nicht so seltenen
Impakten von Asteroiden und Kometen auf großen Planeten und Satelliten.
Ferner könnten auch nahe Supernovae eine nicht zu unterschätzende
Rolle spielen.
Ich schlage deshalb
eine Erweiterung der Green-Bank-Gleichung um folgende 4 Faktoren vor:
- S: Zahl der für
die Entwicklung von Leben geeigneter Satelliten um Planeten: planetare
Satelliten sind sicher ein weiterer bedeutender Faktor, den man hinzuziehen
sollte und der durchaus die Chancen für das intelligente Leben im Weltraum
verändern wird. Extrapoliert man zB. die über 30 Monde unseres
Saturns auf die neuentdeckten Sonnensysteme, kann man durchaus auch in der
Nähe von Planeten Leben erwarten, die selbst keine Bedingungen auf ihrer
Oberfläche dafür ausbilden können - nämlich auf einigen
ihrer hypothetischen großen Satelliten. So könnten sogar bei Sternen
mit jupiterartigen Riesenplaneten wie 70Virginis oder 47UrsaMajoris große
Monde dieser Riesenplaneten lebensfreundliche Bedingungen aufweisen, weil
ihre Planeten den Stern im nach unseren Maßstäben richtigen Abstand
umkreisen, obwohl auf diesen Planetengiganten auf Grund ihrer physikalischen
Beschaffenkeit selbst kein Leben möglich sein wird. Was die Anzahl geeigneter
Monde mit lebensfreundlichen Bedingungen angeht, können wir allerdings
nur mutmaßen - aus den Diskussionen allein auf alien.de ergibt sich
ein Spektrum von bedeutungslos (Dr. Klaus Richter) bis zu recht hohen Werten
von 4 bis 15 (Alexander Stohr), ähnlich formulieren es die Planetenjäger
unter den Astronomen Ich persönlich halte einen Durchschnittswert von
2 Monden pro vorhandenem Planet für geeignet (demnach ist S größer
1, denn die Anzahl der Monde vergrößert den Wert E - Anteil der
Planeten mit lebensfreundlichen Bedingungen); Maßstab ist hierbei unser
eigenes System mit über 80 Satelliten, von denen nach bisherigen Hypothesen
die Jupitermonde Europa, Kallisto und Ganymed in ihren inneren Ozeanen und
der Saturnmond Titan in seinen hypothetischen Methanseen Bedingungen für
das Leben bieten könnten sowie das bisherige Mittel aus den neuentdeckten
Sonnensystemen mit meist mindestens einem Planeten in geeignetem Sonnenabstand
- insgesamt führen also die noch unentdeckten, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit
vorhandenen Satelliten extrasolarer Planeten zu einer Vergrößerung
der Zahl n (mögliche Zivilisationen in unserer Galaxis) bei S=2
- KG: Katastrophenfaktor
Gammastrahlungsausbrüche: Gamma-Eruptionen, auch als Gammay-Ray-Bursts
(Kurzform GRB) bezeichnet, wurden erst Ende des letzten Jahrtausends entdeckt
und stellen eine erhebliche Gefahr für jedwedes Leben im All dar - auch
für uns; durchschnittlich wird pro Tag etwa ein Gammay-Ray-Burst durch
satellitengestützte Gammateleskope nachgewiesen (CRGO- und BeppoSAX-Forschungssatelliten),
verteilt über die gesamte Himmelsphäre. Die Natur dieses Phänomens
ist wie seine Ursache noch ungeklärt - es könnte sich nach Auswertung
von Satellitendaten aus dem Jahre 2002 um Begeleiterscheinungen gigantischer
Supernovaexplosionen handeln. Obwohl GRBs ausnahmslos extragalaktischen Ursprungs
zu sein scheinen und bisher somit also weit außerhalb unseres Sternensystems
stattfanden, ist jedoch fakt, daß ein Gammastrahlenblitz, der in unserer
galaktischen Nähe mit Abständen bis zu einigen tausend Parsec auftreten
würde, auf Grund seiner hohen Strahlungsleistung aus tödlicher
Gammastrahlung (eine Art der radioaktiven Strahlung) die vollständige
Vernichtung unserer Zivilisation und allen Lebens auf der Erde zur Folge
hätte. Wie wirkten sich die Gammay-Ray-Bursts in der Entwicklung der
Galaxis aus? Da unsere Galaxis einen ungefähren Radius von "nur" 9,5
Kiloparsec (bzw. 30000 Lichtjahren) besitzt, hätte ein galaktischer
GRB mit seiner über tausende Lichtjahre reichenden Auswirkung auf Grund
seiner unvorstellbaren Strahlungsleistung die Vernichtung von mindestens
einem Drittel allen Lebens in unserer Galaxis (unserem Sternesystem) zur
Folge Die Kernfrage ist also, wie oft tritt ein GRB in unserer Galaxis auf?
Darüber kann man nur grobe Schätzungen an Hand des Verhältnisses
Zahl der Galaxien im bekannten Weltraum zur Zahl der beobachteten GRBs durchführen
- bei der hypothetischen Anzahl von mindestens 100 Milliarden Galaxien und
einem GRB pro Tag ergibt sich -statischtisch gesehen - ein Wert von knapp
300 Millionen Jahren, in denen ein GRB einmal die Galaxis aufsucht und etwa
einem Drittel ihres Raumes den Tod bringt; diese Zahl korreliert übrigens
recht gut mit einem Phänomen, das in der Entwicklung des Lebens ebenfalls
erst in den letzten Jahren aufgedeckt wurde - dem großen Artensterben
am Ende einiger Epochen der Erdzeitalter (zB. am Ende des Perms). Alle diese
Zahlen sind natürlich mindestens um eine Größenordnung variabel
und für die Abschätzung des Faktors KG erhält man bei einem
vermuteten Alter der Galaxis von maximal 10 Milliarden Jahren nur einen ungefähren
statistischen Mittelwert von KG=0,03
- KI: Katastrophenfaktor
Killerimpakte: Impakte (Einschläge) von großen Asteroiden und
Kometen sind auf Planeten und ihren Monden häufiger als bisher angenommen;
neuen Forschungen entsprechend ergibt sich für unseren eigenen Planeten
eine Wahrscheinlichkeit von einem Killer-Impakt pro 30...50 Millionen Jahre
(dh. übrigens, dass wir statistisch betrachtet nach dem Dinosaurierimpakt
vor 65 Millionen Jahren längst wieder dran wären... wenn man nicht
doch noch einen stichhaltigen Beweis für den tollmanschen Sintflutinpakt
findet, der vor etwa 9500 Jahren stattgefunden haben soll - soviel zur Impakttheorie).
Als Folge von Killer-Impakten (Einschlag von Asteroiden ab einem Kilometer
und Kometen ab 10 Kilometer Durchmesser) entstehen neben den gewaltigen Erdbeben
und globalen Feuersbrünsten auch bis zu mehrere Kilometer (!) hohe Flutwellen
und ein sich anschließender Jahrzehnte oder Jahrhunderte andauernder
Impaktwinter mit Dunkelheit, Kälte und Tod (ähnlich dem nuklearen
Winter, der nach einem Atomwaffeneinsatz zu erwarten ist) - man muß
auf Grund dieses Szenarios nicht weiter erklären, daß eine solche
Katastrophe den Tod allen höheren Lebens auf einem Planeten bedeutet.
Eine solche globale Katastrophe wurde letztmalig zweifelsfrei nachgewiesen
für den Impakt am Ende der Kreidezeit, als ein etwa 10km großer
Asteroid an der Küste Mittelamerikas (Yucatan) einschlug und in Folge
neben den Dinosauriern auch etwa 80% der restlichen Arten des Lebens auf
unserer Erde vernichtete. Impakte sind also ein Evolutionsfaktor und ihre
Häufigkeit bestimmt die Zahl n wesentlich mit. Zur Abschätzung
des Faktors KI verallgemeinern wir grob die Wahrscheinlichkeit von einem
Killerimpakt aller 50 Millionen Jahre für unsere Erde auf alle hypothetischen
lebenstragenden Planeten und gehen davon aus, dass dabei nur in der Hälfte
aller Fälle das höhere Leben vernichtet wird. Höheres Leben
benötigte zur Entwicklung auf der Erde etwa eine Milliarde Jahre - Rückschläge
durch Artenaussterben infolge des Einschlags von Killern aus dem All eingeschlossen.
Dies bedeutet jedoch, daß sich das Leben auf der Erde inklusive der
Hervorbringung seiner Krönung (unserer Zivilisation) vermutlich 20 mal
schneller hätte entwickeln können und ohne Impakte die Erde längst
von "klugen Trilobitennachfahren" oder "intelligenten Dinosauriern" bevölkert
wäre. Wenn KI also tatsächlich das Tempo der Evolution verlangsamt,
ergäbe sich bei einer hypothetischen Evolutionsdauer von einer Milliarde
Jahre und bei einem Impakt aller 50 Millionen Jahre ein Schätzwert von
KI=0,05; Erst seit wenigen Jahren jedoch wissen wir, daß Impakte trotz
ihrer Zerstörungskraft auch positive Folgen für lebenstragende
Planeten haben könnten - als Liefernat von neuen Lebenskeimen und als
Artenvervielfacher. Wie bitte? So unglaublich das auch klingt - mittlerweile
wurden in zahlreichen Meteoriden und auf Kometen organische Materialien bis
hin zu Aminosäuren nachgewiesen. Nur den Impakten in grauer Vorzeit
war es also zu verdanken, daß unsere Erde mit Bausteinen für das
Leben überhaupt erst versorgt wurde - und diese Versorgung findet noch
heute statt (zB. mit rechtsdrehenden Aminosäuren aus Meteoriden, die
in unserer irdischen Natur gar nicht vorkommen!). Dieser kosmische Nachschub
an organischem Material führte im Zusammenhang mit der Auslöschung
von ganzen Arten durch den Impakt möglicherweise nach dem Impakt auch
stets zur Entstehung neuer Arten und damit umgekeht wieder zur Beschleunigung
der Evolution. Dies läßt sich belegen, wenn man die Rate der Entstehung
neuer Arten von Lebewesen mit der Rate des kosmischen Bombardementes vergleicht:
beide Kurven zeigen in den letzten 400 Millionen Jahren wieder deutlich nach
oben (ermittelt aus der zu Stein gewordenen Geschichte der Impakte auf dem
Mond an Hand der Einlagerungen im Regolit auf der Mondoberfäche). Was
bedeutet dies für den Faktor KI? Er muß demnach logischerweise
größer sein als 0,05 - um wieviel größer, können
wir jedoch zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder berechnen als auch nicht
sinnvoll schätzen, sondern nur mutmaßen. Vielleicht wäre
dies ein realistischer Wert: KI=0,1?
KS: Katastrophenfaktor nahe
Supernovae: ähnlich den Gammastrahlungsblitzen und den Impakten könnten
nahe Supenovae - explodierende Sterne am Ende ihres Fusionszyklusses - erhebliche
Auswirkungen auf die Evolution des Lebens auf anderen Planeten haben (mit
"nahen Supernovae" sind Sternexplosionen bis zu wenigen Tausend Parsec Abstand
gemeint). Supernovae setzen in nur wenigen Stunden so viel UV-, Röntgen-
und Gammastrahlung frei, daß im nahen kosmischen Umkreis alles Leben
vernichtet bzw. auf Grund der die DNA schädigenden Strahlung extremen
spontanen Mutationen unterworfen wird, so daß eine technische Zivilisation
ein solches Ereignis kaum überleben wird (unglücklicherweise befindet
sich auch in unserer kosmischen Nähe ein Supernovakandidat: der etwa
2500pc entfernte Stern Eta Carina, dessen Explosion auch für unsere
Zivilisation im Untergang enden würde - wir wollen hier jedoch nicht
schwarzmalen, sondern den Faktor KS abschätzen). Zur Abschätzung
von KS bedienen wir uns eines heute leider noch sehr unsicheren Mittelwertes
für unsere Galaxis, der eine Supernovaexplosion etwa alle 500 Jahre
vorsieht (die letzten solcher Sternexplsionen fanden 1054, 1572 und 1604
statt - alte chinesische und indianische Quellen berichten von ersterer,
der Astronom Johannes Kepler beobachtetet letztere zu Lebzeiten). Eine Supernova
alle 500 Jahre ins Verhältnis zum Raumihalt der Galaxis von ca. 500
Kubicparsec und zum galaktischem Alter von mindestens 8 Miliarden Jahren
gesetzt, ergäbe sich eine absolute Zahl von 16 Millionen Sternexplosionen
und somit eine Häufigkeit von einer Supernova pro Raumsektor (Kubicparsec)
in 250000 Jahren. Das jedoch bedeutet ebenso eine Verlangsamung der Evolutionsdauer
durch Artenaussterben infolge Supernovae und Veränderungen durch Mutationen
auf Grund der Supernovastrahlung. Für diesen Katastrophenfaktor gilt
jedoch ähnliches wie für KI: Da Mutationen auch sogenannte Positivmutationen
sein könnten, welche die Evolution forcieren, bedeutet eine Supernova
eventuell für höhere Lebewesen das Aus - gleichzeitig eröffnen
die Mutationen jedoch anderen konkurrierenden Arten vielleicht das Überleben
und Weiterentwickeln. Leider ist unter diesen zahlreichen Fragezeichen die
Abschätzung von KS heute noch fast unmöglich. Unter Berücksichtigung
einer hypothetischen Evolutionsdauer von etwa eine Milliarde Jahre hätte
sich das Leben theoretisch und statistisch gesehen zwar 4000 mal schneller
entwickeln können, wenn KS also das Tempo der Evolution tatsächlich
um den Faktor 0,00025 verlangsamt - wenn aber solche Strahlungsausbrüche
und die ihr folgenden Mutationen die Evolution sogar beschleunigten, um wieviel
größer ist dann KS? Wir wissen es nicht, denn die Auswirkungen
von Supernovastrahlung auf die irdische DNA konnten bisher in keiner Weise
untersucht werden. Somit zeigt sich, daß die Abschätzung für
KS wohl eher zu theoretisch werden kann und deshalb letztlich alle Werte von
0,0001 bis 100 möglich sind. Bedienen wir uns eines Mittelwertes von
KS=0,5?
Unsere betagte Green-Bank-Gleichung
hätte nach Erweiterung um die oben beschriebenen neuen Faktoren folgenden
Gestalt:
n = N x P x E x
B x I x T x S x KG x KI x KS
n = 200Exp9 x 0,4 x
0,1 x 0,7 x 0,2 x 100Exp3/8Exp9 x 2 x 0,03 x 0,1 x 0,5
n = 42
Rechnet man unter Einbeziehung
aller neuen Faktoren, sinkt n erheblich. Es ergibt sich in unserer Galaxis
eine Zahl von lediglich
42 Planeten,
die heute von intelligenten
Wesen bevölkerten sind.
Variiert man S und die
3 Katastrophenfaktoren um eine Größenordnung nach oben (das Leben
kann Glück haben...) oder unten (es ist schlimmer, als wir denken...),
erhält man für pessimistische Schätzungen keine (was unserer
Existenz widerspricht) und für optimistische Rechenbeispiele bis zu 420000
technische Zivilisationen in unserer Galaxis. Da ich beim Abschätzen
von Wahrscheinlichkeiten eher zu den Optimisten gehöre, halte ich einen
Wert von einigen tausend bewohnten Planeten für nicht unrealistisch.
Wesentlich mehr als
420000 Zivilisationen - das zeigt
unsere Wahscheinlichkeitrechnung - werden es aber keinesfalls sein.
Sicher? Einen ganz entscheidenden
Faktor können wir in unserer Gleichung leider nicht berücksichtigen:
den der möglichen Kolonisierung der Galaxis durch alte Völker
und deren Nachkommen. Niemand weiß, ob Leben und dessen intelligente
Formen das Bestreben haben, das All zu besiedeln und zu kolonisieren. Wenn
ja, wären unsere 42 denkbaren Zivilisationen jedoch völlig ausreichend,
um in lediglich etwas mehr als 100 Millionen Jahren alle bewohnbaren Planeten
und Monde der Galaxis zu kolonisieren, und zwar auch ohne Science-Fiction-Technologie
wie Warp oder Wurmlöcher. Dafür genügen langsam fliegende
Generationsraumschiffe, welche zwar einige Hundertausend Jahre unterwegs
sein werden, doch diese geringe Geschwindigkeit ist für eine Besiedlung
der Galaxis nach dem sogenannten Schneeballprinzip (Kolonien gründen
neue Kolonien) innerhalb "kurzer kosmischer Zeiträume" realistisch.
Falls dies bereits alte Völker in den Milliarden Jahren vor unserer
Existenz getan haben, zeigen auch diese Überlegungen: die Galaxis müßte
wohl eher voll sein von extrasolaren bewohnten Planeten mit technisch weit
entwickelten Zivilisationen.